Wie sehr wir noch über dich geschmunzelt haben, als meine Nichte, ihr Freund und ich mit dir Stunden vorher durch die Stadt liefen und uns auffiel, dass du deine langen Beine ganz unkoordiniert hinter dich schmisst, wenn du aus dem Gehen ins Laufen kamst. Du sahst aus wie ein Storch im Salat. Wie sehr haben wir am Samstag, als das Hochwasser bei meiner Schwester den gesamten Inhalt des Kellers zerstört hatte, du uns aber dadurch, dass du dich schütteltest und fast umfielst,amüsiert und über deine zuckersüße Art gelacht.
Als wir zuhause ankamen und ich den Garten für dich öffnete, dich laufen ließ und im Arbeitszimmer verschwand, weil ich ja noch ach so wichtige Dinge zu erledigen hatte und unruhig wurde, weil ich sicher 15 Minuten nichts von dir gehört hatte.
Ich ging ins Wohnzimmer und sah dich auf der Veranda liegen. Fast so, wie du dich immer in der Sonne aaltest, als diese gnadenlos auf den Garten niederbretterte. Doch diesmal nieselte es und das machte die Szene so skurril, denn du hasst Regen. Ich hätte dich nicht mit Geld und guten Worten aus dem Auto bekommen, wenn es regnet. Ich hätte das Auto sogar anzünden können, du wärst drin geblieben. Nichts hätte meinen kleinen Zuckerpo dazu bekommen sich ins regnerische Nass zu begeben.
Es war klar, dass etwas nicht stimmen konnte. Deine viel zu großen Ohren, die mich oft schon haben glauben lassen, ob du nicht doch eine Fledermaus wirst, hingen traurig in dein Gesicht, diese liebe, vor Zärtlichkeit strotzende Gesichtchen, wie sie es immer dann taten, wenn du traurig oder müde warst.
Ich lief sofort zu dir, stellte fest, dass du nicht mehr atmetest. Deine Schleimhaut war ganz weiß, deine Augen schreckgeweitet. Fast so, als wolltest du mich anflehen dir zu helfen. Ich habe versucht dich zu beatmen und bemerkte erst spät das Blut, das dir in einem leisen Rinnsal aus Maul und Nase lief. Sofort hob ich dich auf und bemerkte, wie dein kleiner, athletischer Körper schlaff in meinem Arm hing.
Sofort legte ich dich in deinen Reisekorb, auf deinen Lieblingspulli, den du immer so an mir geliebt hast. Auf dem Sprint zum Auto, ich will gerade die Autotür aufmachen, bemerke ich die Blutstropfen, die auf dem Asphalt immer mehr wurden.
Wie eine Besengte rase ich in die Tierklinik. 30-, 40 Mal donnere ich mit der ganzen Faust auf die Klingel und stürme die Praxis.
„Mein Welpe atmet nicht mehr!!!“. Die Tierärztin packt dich im Nacken und zieht dich aus dem Korb. Am liebsten hätte ich ihr eine gescheuert, weil sie so unsanft mit dir umging. Sie legt dich auf den Untersuchungstisch, nimmt ihr Stethoskop, kultiert dich aus und schüttelt den Kopf. „Da kann ich nichts mehr machen.“
Ich bin mir sicher, dass ganz Osnabrück in diesem Moment von deinem Tod erfahren hat, denn meiner Kehle entfährt ein ohrenbetäubendes, in der Praxis in den Ohren tausendfach widerhallendes NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich kann es nicht fassen. Immer wieder muss ich dich berühren, dich streicheln, meine Nase in deinem Fell vergraben. Erst als ich deinen toten Blick sehe, registriere ich, dass du tatsächlich nicht mehr da bist. Schnell hole ich meinen Pullover aus dem Korb. Ich weiß doch, dass du so schnell frierst. Als mir die Ärztin sagt, dass ich mich für eine Urne entscheiden muss und mich bittet ihr dich zur Kühlung zu übergeben, bitte ich sie, dich zumindest in dem Pullover eingewickelt zu lassen. Wenn dir sonst Nachts kalt war, hast du dich mit deinem Pummelpo ganz eng zu mir unter die Decke gekuschelt, oder dich unter mein TShirt geschmuggelt.
Heute Nacht, mein wundervoller Schatz, kann ich dich nicht wärmen. Ich konnte dich nicht schützen vor der Biene, die dich in die Zunge stach und die Schuld an deinem qualvollen Erstickungstod war.
Ein letztes Mal streichle ich dir über dein zartes Fell, flüstere dir ins Ohr, dass ich dich liebe und dass du mich mehr als alles andere glücklich gemacht hast. Ich drehe mich um, verlasse die Praxis und fange im Auto das erste Mal seit 11 Jahren bitterlich an zu weinen.
Als ich mein Auto vor dem Haus parke und aussteigen will, sehe ich das Blut auf dem Asphalt. Grausame Gewissheit…
Die Wohnung ist still, leer und steril ohne dich. Dein Körbchen, das auf dich wartet, der angenagte Ochsenziemer, Sterni, dein Kuscheltier, zernagt und traurig, das alles liegt hier ohne dich. Wartet. Der Daseinsberechtigung entzogen. Ich sitze auf dem Sofa. Ohne dich. Niemand, der seinen Rücken an mich quetscht.
Jule, ich werde dich immer, immer lieben. Niemals werde ich diese wundervollen Wochen vergessen, die uns vergönnt waren. So oft, wie ich über dich lachen musste, manchmal auch schimpfen, aber immer mit einem Lächeln im Mundwinkel. Was mir ein wenig Trost gibt, ist ein Satz von einer Freundin, die mir sagte, dass du hier bei mir sehr geliebt wurdest und dass du bei mir den Hundehimmel erlebt hast.
Ich hätte dich so gerne beschützt, mein wundervoller Schatz. Was mache ich nur ohne dich… Wie soll ich je wieder ohne dich einschlafen können????
"Ein kleiner Engel kam, lächelte und ging wieder." - Jule, ich liebe dich für immer... _________________ Liebe Grüße von Daniela, Merle und Luna (und Jule im Herzen)!
- Der Hund ist das einzige Wesen auf Erden, das dich mehr liebt als sich selbst. -
|