AMIR war weg!
Es gibt nur einen Satz, vor dem Auslandstierschützer mehr Angst haben als vor einem „Der Hund muss weg!“
Nämlich: „Der Hund ist weg.“
So zuletzt geschehen bei unserem Podenco-Mix AMIR, dessen 17-tägige Odyssee zum Glück für alle Beteiligten glimpflich ausging. Und Glück hatten wir viel, neben aller Anstrengung und Erfahrung der zahlreichen Helfer.
Entlaufen ist vermeidbar. Damit ein Hund weglaufen kann, muss ein Mensch ein Risiko unterschätzt und falsch entschieden haben – immer! Deshalb instruieren wir jede End- und Pflegestelle immer sehr gewissenhaft, wie man einen Hund richtig sichert und versuchen, sie bestmöglich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Aber Fehleinschätzungen sind nun mal menschlich; und um sie zu minimieren, braucht es viel Erfahrung. Deshalb passiert es trotz allem hin und wieder.
So eben bei AMIR, einem 2016 von der Straße gefischten Podenco-Mix von Ibiza, der nach 5 Jahren in zwei verschiedenen Tierheimen auf Mallorca endlich seine Chance auf ein neues Leben bekommen sollte. Mitte März – keine Stunde nach seiner Ankunft im neuen Zuhause auf Zeit, ca. 20 km nordöstlich von Saarbrücken – entwischte er durch die Haustür. AMIR hatte noch in seiner – offenen – Flugbox im Flur gelegen, als es an der Tür klingelte; der Hund regte sich nicht, und der Pflegevater war im Glauben, dass er den kleinen Spalt der Haustür, den er öffnete, im Ernstfall erfolgreich verstellen könnte. Ihr ahnt, was dann passierte.
AMIR blieb zunächst in der Nähe, kam aber nicht freiwillig „nach Hause“, das er ja quasi nicht kannte. Das Team von ‚Hunde aus Mallorca‘ – durchaus erfahren mit der Suche nach verlorenen Hunden – wusste im Grunde, was zu tun war, brauchte dazu jedoch zuverlässige und kompetente Helfer vor Ort. Und die fanden wir zum Glück! Sichtungen gab es in der Folge viele, aber leider auch eigenmächtige Verfolgungen und Einfangversuche übermotivierter Menschen, die AMIR so unabsichtlich weitertrieben. Vielfach kreuzte AMIR in den Morgen- und Abendstunden eine Autobahn, wurde dabei nur mit Glück nicht überfahren und nur dank kooperativer Behörden nicht abgeschossen. Anfütterungsversuche scheiterten, dazu war er zu sehr auf der Hut. Irgendwann trieb es ihn weiter nach Osten, in die Pfalz, und im Anschluss wieder retour, weit nach Westen, bis über die französische Grenze. Hunderte Kilometer muss er zurückgelegt haben, bis er nach ca. 12 Tagen mit einer starken Verletzung des linken Vorderlaufs gesichtet wurde. Vielleicht unser – und AMIRs – Glück.
Unsere findigen Helfer konnten den verletzten Hund in einem Waldgebiet ca. 10 km südwestlich vom Ort des Entlaufens ausmachen – und, wichtiger noch, auch dort halten! Passanten wurden weitestgehend ferngehalten, Futter- und Geruchsschleppen gelegt, u.a. mit dem vertrauten Geruch seiner jahrelangen Zwingergenossen von Mallorca. Da AMIR Futterstellen und Kastenfallen bis dahin gemieden hatte, war parallel bereits der Beschluss gefasst und vorbereitet worden, ihn mit einem Narkosepfeil zu sichern. Im 2. Anlauf – am 1. April – gelang dies endlich.
AMIR lief nach dem Schuss noch drei Kilometer weit, blieb dabei aber immer im Blick seiner Retter und wurde schließlich direkt in eine Tierklinik gebracht, die seine schwer zertrümmerte Pfote zum Glück retten konnte.
Inzwischen ist AMIR auf einer unserer bewährtesten Pflegestellen angekommen, die ihn liebevoll pflegt, weiterhin jeden 3. Tag den Verbandswechsel sicherstellt und garantiert keinerlei Risiko eingeht, bis AMIR eines Tages sein eigenes Zuhause findet und endgültig ankommen darf.
Ende gut, alles gut?
Ja. Und nein. Wir hätten AMIR und uns diesen Stresstest natürlich lieber erspart. Die Kosten ebenfalls: Obwohl sich die allermeisten Helfer ehrenamtlich bzw. zu geringsten Kosten für ihn eingesetzt haben, stehen bis dato rund 5.500 Euro zu Buche, vor allem für die Operation und Wundpflege; und das ist noch nicht das Ende. Wichtiger aber für uns ist die Erkenntnis, dass wir künftig noch vorsichtiger sein werden in der Auswahl und Vorbereitung unserer Pflegestellen gerade für Hunde, die noch nie in einem Haushalt gelebt haben – selbst wenn dies die Wartezeiten der Hunde verlängert. Sicherheit und Gesundheit des Hundes – und unsere Nerven – gehen vor.
+++ HAPPY END +++
P.S. Unser ganz besonderer Dank für ihren immensen Beitrag zu AMIRs Rettung gilt:
• allen anderen voran Petra und Yolande von „Vermisste Tiere im Saarland“ für ihren unermüdlichen Einsatz bei Amtsgängen, beim Aufhängen von Flyern, Sammeln und Nachverfolgen von Sichtungen, Einrichten von Futterstellen, Koordinieren von Einsätzen uvm.
• Roger und Barbara für ihre Sucheinsätze, Tag und Nacht
• Jörg vom „Tiernotruf Saarland“ für die Unterstützung bei Sichtungen und die Koordination mit der Polizei
• Kai vom „Tierschutzverein Kindsbach“ für seine Unterstützung in der Pfalz
- dem Zootierarzt des Zoologischen Gartens in Neunkirchen, der zum Schießen der Narkose stets zur Verfügung stand
• Andreas mit seinem Suchhund von der Hundeschule „Stadt Land Hund Saar“ bzw. „Tierhilfe Saarland“, der AMIRs Sicherung erst ermöglichte und ihn am Ende sogar noch unserer Kerstin als neuer Pflegestelle in Norddeutschland entgegen fuhr
• Jana von der „Tierhilfe Saarland e.V.“, die Andreas bei der Sicherung unterstützte, AMIR in die Klinik fuhr und gut drei Wochen lang aufopferungsvoll pflegte
• Nils für 1.200 km Autofahrt, um AMIR von Süd- nach Norddeutschland zu bringen
• der „Tierhilfe Mallorca“ für ihre finanzielle Unterstützung
• und dem Veterinäramt Saarbrücken und der Bundespolizei für ihre große Kooperationsbereitschaft und Menschlichkeit.
Sichtungen von AMIR
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unsere größte ANGST, die Autobahn
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lg von Kerstin & Karsten mit Sari

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